Das Urgestein des Altländer Shantychors hat die Welt gesehen
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Seefahrer Günter Gröbel ist von Anfang an dabei.
Jork (ma). Heute zieht es ihn an die Nordsee. Mit seiner Ehefrau Christine macht er Urlaub auf Sylt - wenn er Zeit hat, und die ist knapp: Günter Gröbel ist mit 64 Jahren noch immer berufstätig und 2. Shantyman im Altländer Shantychor. Und er ist der Döntjeserzähler, der die zahlreichen Auftritte des Chors immer mit einer großen Portion Humor würzt.
In seinem Wohnzimmer steht kein Buddelschiff, kein kleiner Leuchtturm ziert die Regalwand.
Erinnerungen an seine Zeit auf hoher See hat er woanders. „Alles hier oben in der Festplatte“, sagt Günter Gröbel und tippt sich an die Stirn.
Gröbel ist Gründungsmitglied des Traditionschors und weiß um den historischen Ursprung der Lieder, die er singt. „Es sind Lieder, die das Arbeiten für die Seeleute leichter machten. So wurde früher der Rhythmus für das Ankerziehen oder das Segelsetzen angegeben.“ Die original Shantys waren auch eine Art Bordzeitung, die die Missstände auf und unter Deck zu Tage brachten. Und es waren Lieder über das Arbeiten an Land, denn viele heuerten als Seemänner an und verdingten sich dann am Zielhafen bei der Bahn oder im Tagebau.
Der 64-Jährige Günter Gröbel hat selbst eine Seefahrerkarriere hinter sich, die sich wie ein spannendes Buch liest: Als 15-Jähriger hat sich der gebürtige Usedomer „auf die Socken gemacht“ und angheuert. Cuba, Mexiko, die Küste Südamerikas, die Magelan-Straße auf chilenischem Hoheitsgebiet und die Länder in Fernost gehörten zu den Gebieten, in denen der Seemann Gröbel die Häfen angesteuert hat. Stückgutfrachter mit vielen Stationen in vielen Ländern. Das war seine Welt. „Wir haben sogar den Nachfahren der Meuterer der Bounty auf Pitcairn Island die Post gebracht“, so Gröbel.
Dann kamen die Fahrten nach Neuseeland, wo der Seemann Schafswolle abgeholt hat und auch Ehefrau Christina mit an Bord war. Fast wären sie für immer geblieben: „Das war eine tolle Zeit, aber ich wollte irgendwann doch in die Heimat zurück“, so Christina Gröbel.
Vom Steuermann bis zum Kaptitänspatent hat es Günter Gröbel geschafft. „In der Seefahrtsschule haben wir schon zusammen gesungen“, erinnert sich der Shantyman. Der Anfang einer zweiten Leidenschaft. 1981 hat Shantychorgründer Uwe Richters den Seemann Gröbel ins singende Boot geholt.
Und auch dort schlagen manchmal die Wellen hoch: „Mitte der 90iger haben wir im Hamburg auf der Rickmer Rickmers gesungen. Das war schon 'ne tolle Nummer“. Joschka Fischer sei dabei gewesen dabei und habe sich ein Lied von Freddy Quinn gewünscht. „Das hatten wir gar nicht im Repertoire und haben stattdessen einfach tief „Seemann, deine Heimat“ gesungen. Da kamen dem Joschka glatt die Tränen“, erzählt Günter Gröbel.
Das sind die Döntjes des Chormannes, denen man stundenlang zuhören möchte. Aber Gröbel ist umtriebig und arbeitet nach wie vor in seiner ehemaligen Firma, die natürlich im Hamburger Hafen ist. „Erst kommt die Firma, dann der Chor und dann das Private“, sagt Christina Gröbel. Aber die Sängerfrau lacht, denn schließlich liebt sie die Shantys ebenso wie er und hört die sonore Stimme ihres Mannes immer wieder gern.
Dieser Beitrag wurde von Frau Marion Albers geschrieben und erschien in der Beilage zum Blütenfest 2009 im "Mittwochsjournal".
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